Schülervorstellungen zur Plattentektonik – Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe
DOI:
https://doi.org/10.18452/23300Schlagworte:
Schülervorstellungen, Plattentektonik, Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens, systematische Metaphernanalyse, GestikAbstract
Ziel der vorliegenden Studie war es, vorunterrichtliche Vorstellungen zu Strukturen und Prozessen der Plattentektonik zu erfassen. Diese wurden an vier bayerischen Gymnasien mittels teilstrukturierter Interviews bei 15 Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe erhoben. Den theoretischen Rahmen der Untersuchung bildete die Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens. Die Auswertung der Interviews erfolgte durch eine Kombination aus qualitativer Inhaltsanalyse, systematischer Metaphernanalyse sowie einer systematischen Analyse der Gestik. Auf diese Weise konnten nicht nur zentrale Vorstellungen der Jugendlichen identifiziert, sondern auch die von ihnen bei der Vorstellungskonstruktion genutzten Quellbereiche offengelegt werden. Die Studie ergab, dass Schülerinnen und Schüler tektonische Platten wesentlich stärker mit den Kontinenten als mit den Ozeanböden in Verbindung bringen. Elemente des lebensweltlichen Verständnisses des Wortes Platte finden sich kontextunabhängig in den Vorstellungen der Befragten zu Lithosphärenplatten wieder. Plattenbewegungen werden von den Probanden als reine Horizontalbewegungen von Körpern betrachtet, Zerstörung und Produktion von Lithosphäre nicht in Erwägung gezogen. Als Auslöser der Plattenbewegungen werden u.a. die Erdrotation, Magmaströme, die Erdanziehungskraft, der Erdkern oder kurzfristig auftretende Naturereignisse betrachtet. Bei der Konstruktion dieser Vorstellungen greifen Schülerinnen und Schüler auf lebensweltliche Erfahrungen mit Bewegungen zurück. So werden Probanden Plattenbewegungen als eine Bewegung dargestellt, die durch drückende oder ziehende Kräfte verursacht wird. Einige Jugendliche gehen davon aus, dass Platten transportiert werden oder betrachten die Plattenbewegung als ein Hinabrutschen der Platte auf einer geneigten Fläche.
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