Bd. 46 Nr. 4 (2018): 4|2018
Die im vorliegenden Heft zusammengeführten Aufsätze von Jan Hofmann und Marie Ulrich-Riedhammer folgen als praxeologische geographiedidaktische Forschungsprojekte der Praxistheorie. Was ist unter einem praxeologischen Zugriff zu verstehen? Die Praxistheorie wendet sich gegen individualistische Ansätze, die ein autonom handelndes Subjekt annehmen, dessen Handlungen zuvorderst auf rationalen Entscheidungen gründen. Damit werden u.a. Kompetenzmodelle zurückgewiesen, die Affekte und Kognitionen als isolierbare Komponenten von Handlung ausweisen oder Affekte gänzlich ausgrenzen (z.B. Stufenmodell zum systemischen Denken, Professionsansatz des Lehrkräftewissens). Zum anderen wendet sie sich gegen die Sichtweise, dass das soziale Miteinander von Subjekten vor allem aus deren expliziten Kommunikationen und damit aus Texten bestehe (z.B. Diskursanalyse und Systemtheorie). Zuletzt halten Vertreterinnen und Vertreter der Praxistheorie jeden biologistischen Materialismus für verkürzt, lehnen also Ansätze ab, die das Soziale vornehmlich in den Grundlagen des Körperlichen (z.B. neuronalen Netzen) verursacht sehen.